SATIRE
#MeToo-FAZIT
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die
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mann
als
noch
sich
traut
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ma-
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gleich
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al-
mer
im-
ist
DER VERRISS
Der ganze Saal tobte -
Ringsherum Standing Ovations!
Enthusiasmus bis ins Gebälk!
Doch da saß ja,
da saß ja zum Glück
dieser eine Intellektuelle,
dieser eine Hochkarätige
unter hunderten und aberhunterten
von Knalltüten & Flachpfeifen,
Dumpfbacken & Hohlbirnen
IN DER WEIHNACHTSDICHTEREI
Süßer Gedichte nie klingen
Als eben zu dieser Zeit,
Schwärme von Dichtern besingen
Winterwald, Glühwein und Freud’.
Was sie geschrieben in seliger Nacht,
Zwischen Lametta und Engeln vollbracht -
Weihnacht’ mit wohligem Klaa-ang
Funkelt die Erde entlang.
O, wenn dann Reime entspringen,
Schnell sie der Dichter erhört,
Tut sich zur Feder hin schwingen
Wie von der Muse betört.
Flocken und Glocken - das reimt sich schon sehr,
Kerzen und Herzen – das wärmt noch viel mehr,
Feierlich froher Gesaa-ang
Kling’lingt mit Kling und mit Klang.
Dichter, erfreuet uns alle
Über die Lande so weit
Und bejauchzet die pralle
Zuckerguss-Heimeligkeit:
Tannen und Weihnachtsgans duften vor Glück,
Sterne und Hirten, sie lächeln zurück –
So klingt’s mit knuddligem Klaa-ang
Lüüürisch die Erde entlang.
Süßer die Glocken nie klingen
(Friedrich Wilhelm Kritzinger – 1816-1890 /
thüringische Volksmelodie)
Süßer die Glocken nie klingen
als zu der Weihnachtszeit,
’s ist, als ob Engelein singen
wieder von Frieden und Freud’.
|: Wie sie gesungen in seliger Nacht, :|
Glocken mit heiligem Klang,
klinget die Erde entlang!
O, wenn die Glocken erklingen,
schnell sie das Christkindlein hört:
Tut sich vom Himmel dann schwingen
eilig hernieder zur Erd’.
|: Segnet den Vater, die Mutter, das Kind, :|
Glocken mit heiligem Klang,
klinget die Erde entlang!
Klinget mit lieblichem Schalle
über die Meere noch weit,
dass sich erfreuen doch alle
seliger Weihnachtszeit.
|: Alle aufjauchzen mit herrlichem Sang! :|
Glocken mit heiligem Klang,
klinget die Erde entlang!
„ Wenn Politiker und Promis über ihre Aussagen stolpern“ - FAZ
„ (...) laviert in der Defensive“ - Der Spiegel
„aus dem Kontext gerissen und falsch dargestellt“ - zeit.de
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DER AUSRUTSCHER
Beim ersten ...
Hey, Mann,
ist das hier glitschig!
Beim zweiten ...
Ach nee,
schon wieder glatte Sohlen!
Und irgendwann so ab dem dritten
liegts doch wohl an den eignen Schritten
VOLL NACHBARSCHAFTLICH VERNACHBART
Der Im-Treppenhaus-Zigarettenqualmer
von oben
Das sich-in-den-ehelichen-Haare-Liegen
von unten
Der vollwöchentlich-Wäscheleine-Belagerer
von rechts
Die We-are-the-Holzkohlen-Grill-Champions
von links
Das Gartenzwerg-mit-Stinkefinger-Bataillon
von hier gegenüber
Die Undercover-Katzenbesuch-Souvenirs
von da gegenüber
Der Ich-will-aber-kann-nicht-Klavierspieler
von hinten / erster Stock
Die sozial-kommunikative-Klatsch-Kompetenz
von hinten / zweiter Stock
Doch alle meine Nachbarn
wären wohl kaum
meine Nachbarn,
wenn sie mich
nicht auch
als ihren Nachbarn hätten ...
DIE MENSCHHEIT DER ENTWICKLUNG
Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt*
und die Welt kultiviert und aufgestockt
mit ’ner tollen Entourage:
von apparenten Prominenzen,
emergenten Kompetenzen,
omnipräsenten Subsistenzen
über eminente Ingredienzen,
opulente Effizienzen,
eloquente Hochpotenzen
bis hin zu persistenten Referenzen,
multivalenten Evidenzen,
gar magnifizenten Quintessenzen ...
So haben sie sich feudal kunterbunt
als Menschheit dann selbst neu erschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.*
(*Die Entwicklung der Menschheit“ – Erich Kästner, 1932)
DREIFACH DONNERNDER ALARM
Funkengarde auf Abwehrposten!
Volle Deckung in der Bütt!
Konfetti und Täterä entsichert!
(Der Karneval schlägt zu)
POSTFAKTISCH
(nach Reinhard Mey)
Über den Fakten
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Sich um klares Wahres sorgen
Sagt man
Hat noch Zeit bis übermorgen
Und dann:
Sorry, dumm gelaufen, Realität,
Kommst zwei Tage zu spät ...
Über den Wolken
(Reinhard Mey)
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen
Sagt man
Blieben darunter verborgen
Und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein
DAS GLAMOUR-GIRL
blogpostings / events / promi-partys
it & stylish & vor allem da
talent unter putz
mit yellow-schlagzeilen
und weichkochblick übertüncht
sonnt sich im schatten
seiner busenblitzer,
höschenglitzer
und sonstiger beinfreiheiten
OFFSHORE-GEBET
(frei nach Johannes 1,29 / Matthäus 8,8)
Seht die Küsten des Meeres,
Das hinwegnimmt die Gelder der Welt –
Oh Geld,
ich bin nicht würdig,
Dass du eingehst unter mein Dach,
Aber sprich nur kein Wort
Und so bleibt meine Seele gesund.
(PANAMA-PAPERS / 2016)
FÜR DEN NABEL DER WELT ...
... ach ja, da hält
manch einer sich – dennoch
passt dies poetische Bild mit Loch
von hinten gesehen
(wenn Sie mich verstehen)
am besten doch!
HYMNE AN DEN STAU
Oh du,
Der du uns die Weite des Raumes erahnen lässt,
Die Unendlichkeit des Universums,
In hoffnungsvollem Ersten-Gang-Getucker
Über ach so profan-irdischen Asphalt!
Oh du,
Der du uns die Substanz der Zeit zu genießen gönnst,
In all ihrer Dichte und komplexen Fülle,
Zuvörderst bei allsommerlicher Urlaubsfahrt
In Hallelujas auf dem Hintersitz!
Oh du,
Der du sie uns alle wieder bestaunen lehrst,
Die Anmut und Vielfalt von Gottes Schöpfung,
Federwolke für Federwolke,
Hain für Hain - ja, Ähre für Ähre!
Oh du,
Der du uns, dieser Spezies Rudeltier,
Beharrsamkeit, Stolz und Willenskraft verleihst
Trotz allem & unbeirrt & immer wieder
Irgendwo irgendeinem Rudel die Ehre zu erweisen!
Oh du,
Der du unser soziales Wesen neu entfachest
Von interaktiver Glück auf!-Geste
Bis Plausch und Small-Talk
Mit den auf ewig getreuen Nebenspurlern!
Oh du,
Der du uns befreiest aus der Hast der Hektik,
Aus dem Würgegriff des Alltags
Hin zur meditativen Stille,
Zur existentiellen Sinnfrage:
Wer-bin-ich? und Wo-denn-nun-überhaupt?
Oh du,
Der du uns hier und jetzt
In der Gnade der richtigen Richtung geleitest,
Bleiben doch der Gegenfahrbahn
All diese Privilegien, diese Gourmandisen
Des Auf-Erden-Daseins versperrt und verwehrt ...
… ABER ER BÖRSELT !
(bzgl. „Gott würfelt nicht“/A. Einstein)
Und Gott
kam,
sah,
sprach einige Sünden frei
- nur ein paar klitzekleine -
und der Aktienkurs des Lebens
überschüttete ihn
mit steigenden Dividenden
THE WINNER TAKES IT ALL
Entweder bekommst du die Wasserträger
Nie zu Gesicht,
Aber die Macht- und Profithengste süffeln
Das Rampenlicht -
Oder diese berauschen sich im Dunkeln
Und man sieht sie nicht,
Doch die andern, die fegen die Scherben
Beim Scherbengericht.
TRITTBRETTFAHRER
Und der Lockenwickler
kommt vom Flohmarkt ins Museum,
hat er doch prominente Locken
gelockenwickelt
Und der Staubwedel
will einen Prof. Dr. Mag. phil.,
hat er doch auf Instituten gewedelt
und auf Akademien gestaubt
Denn auch die quotensicherste Option beim
„Weißt du, was du mich wo kannst?“
Arrivierte dank Götz von B. und Goethe
Zur geflügelten Hochliteratur
REQUIEM FÜR DAS LETZTE WORT
So wie bei Stammtischrunden
Halsstarr und dickschädelig
Oder in gehobeneren Zirkeln
Apodiktisch obstinat
So beschnupperten sich ehedem
Zwei Pit-Bull-Terrier
Bekläfften sich
Bebissen sich
Befraßen sich erfraßen sich
Zerfraßen sich verfraßen sich –
Übrig blieben
Nur zwei Schwänze
MAN DEZEMBERT SICH HALT DURCH
es nikolausmützelt, es adventskalendriert,
so alles lametta & lichterverkettet -
du glühwein-frööööhliches-oh-seeeeliches!
es schneeflöckelt, es zimtet, es jinglebelliert,
so warmäugig herzen-auf-kerzen reimend -
du bekripptetes, behirtetes tannengrün!
es engelposaunt, es geschenkpapiert,
so klingelingelös & christbaumgekugelt -
du immer weihnächtelndere weihnachtsgänselei!
und der dezember denkt: das überlebste auch noch!
im januar schläfste in himmlischer ruh’ ...
AUF ROBINSONS INSEL
Geradlinig offen ehrbar -
Provinz der Narren!
Toleranz & Gerechtigkeit -
Provinz der Utopisten!
Meditativ / emotional -
Provinz der Hinterwäldner!
Träumerei und Visionen –
Provinz der Phantasten!
Konvivialität Humor -
Provinz der Possenschreiber!
Einfach nur Mensch als Mensch -
Provinz der Spießer!
Und der letzte Richter
Der letzte Selbstgerechte
Hat den ganzen Rest der großen Welt
Für sich ganz allein
PERLENTAUCHER
Trifft Bauernschläue auf Akademie
Sei's auch Akademie auf Bauernschläue,
Da trifft wohl Galaxie auf Galaxie
Und man wirft zweimal Perlen vor die Säue.
Ein Naserümpfen erst in beiden Ställen,
Denn das schafft Rang und macht auf oberschlau -
Doch fragt die Frage sich in beiden Fällen:
Ja, was ist Perle hier und was ist Sau?
BRÜSSELER SPITZEN
Da wallfahren sie hin,
Die kniefälligen Wirtschafts-Lobbyisten
Die devoten UnderCover-Rettet-die-Weltler
Hin zum Manneken Pis -
Und siehe da,
Man EU-klöppelt die Glühbirnen
Man EU-spindelt die Duschköpfe
Man EU-haspelt die Gurken
Man EU-spult die Pizza Quattro Stagioni
... demnächst die Reißfestigkeit des Klopapiers,
Die klimakterischen Schweißausbrüche,
Das maximale 2 x pi x Radius der Bierbäuche ...
Doch EU-normt man irgendeinmal
Global universal
Die Verstände
An den Gesunden Menschenverstand -
Ach dann, kleines Pullerkerlchen,
Dann hast du schon längst
Keinen Garn mehr auf der Rolle ...
HEILE WELT DER KRISEN
Es sommert
Die Kastanien blühen
Es herbstelt
Die Kastanien wachsen gedeihen boomen
Es herbstet
Die Kastanien fallen platzen rollen
Es wintert und eist
Der Letzte
Zum Deppen arriviert
Holt sie
Aus dem Feuer
IM NACHHINEIN
Hier wohnen sie,
Die Blitzhellen,
Die schon immer alles wussten!
Die Oberschlaumeier
Für die nichts hätte anders kommen können,
Als es nun trotzdem kam!
Die Weitsicht-Kacker,
Die man ergo hätte fragen müssen!
Aber die Welt um sie herum
Ist ja so dumm,
So knallkopfdumm
...
ALLES FILZ
Ach wie gut, dass niemand weiß ...
Im ParteibuchGeflecht - temperaturbeständig
In ÄmterPatronage – schallhemmend
Im ProvisionsAgreement – unbrennbar
Im VetternKlüngel – wärmend & reißfest
Sogar im ManusManumLavat - wasserabweisend
Ach wie gut, dass niemand weiß,
Dass ich Filzchen-Kumpel heiß!
EGOMANIA
Redeschwaller, Ordensjäger,
Platzhirsch oder Titelträger -
Lebenszweck als Renommist:
Jedermann weiß wer du bist!
Doch weißt du auch selber wer?
Eher nein und nicht so sehr ...
Denkst zwar: Sei gebenedeit,
Oh, du meine allezeit
Holde Pracht und Prächtigkeit!,
Dennoch sucht man still für sich
Irgendwann nach diesem Ich,
Tut sich martern, tut sich schinden,
Tut sich aber selbst kaum finden.
Hat man sich trotzdem gefunden,
Halb zermartert, halb geschunden
Und sich samt der Pracht an Hand
Seiner selbst nun selbst erkannt,
Denkt so mancher: Gott! Verflucht!
Hättest besser nicht gesucht ...
UND DABEI HAT SICH BOLLE ...
Es gibt, wo man auch hin schaut,
Viel Ausland auf der Welt
Und so wird das Finanzamt
Bei uns mit uns’rem Geld
Nicht unnötigerweise
Genervt und derangiert -
Und darum hat sich Bolle
Ganz köstlich amüsiert.
Für jeden Doktortitel
Für jedes Doktorat
Da wird der Doktorandus
Als Doktorkandidat
Für seine Doktorarbeit
Doktorig doktoriert -
Und dabei hat sich Bolle
Ganz köstlich amusiert.
Gibst du mir diesen Posten,
Bekommst du jenen da
Denn Leichen unt’n im Keller
Die hab’n wir beide ja
Und wenn ein jeder dichthält
Läuft alles wie geschmiert -
Und daher hat sich Bolle
Ganz köstlich amusiert.
Was heißt hier krumme Dinger?
Gottlos und illegal?
Bei Geld und noch viel mehr Geld
Da endet die Moral.
Doch einmal Waschmaschine,
Dann hat es konvertiert -
Und dabei hat sich Bolle
Ganz köstlich amüsiert.
Der Bus’ness-Konkurrenzen
Der gibt es reichlich viel,
Ein schmucker Herrenabend
Der macht dann leichtes Spiel.
Denn Wein und Weib, das hat schon
So manches arrangiert -
Und dabei hat sich Bolle
Ganz köstlich amüsiert.
Und später standen alle
Vor’m Jüngsten-Tag-Gericht,
Doch Schuldgefühl und Reue
Nein, nein, die sah man nicht.
Schon wieder hatten Schlaue
Mit dem Gesetz taktiert –
Und dabei hat sich Bolle
Auch wieder amüsiert.
Die hohen Anwaltskosten
Die hatten sich bewährt,
Die Richter sprachen alles
Von früher längst verjährt.
So ward man dann auf ewig
Voll rehabilitiert -
Und das, ja das hat Bolle
Am meisten amüsiert!
AUCH NUR MIT WASSER
bei protz und besserwisserei
da bin ich hass und hasser
bei großen namen wird
der kleine blass und blasser
genörgel wird zu arroganz
und beide krass und krasser
autorität, sie fordert laut:
ich möchte, dass und dasser –
doch unterm deckel, ja da kocht
ein jeder topf auch nur mit wasser
VON COLUMBUS
BIS
DAVID COPPERFIELD
Hattest nicht geahnt, Christoph Columbus,
Als du 1492 Amerika endtecktest,
Dass BlueJeans und Coca-Cola
Eine neue Zeit anberaumen
Die Elvis-Presley-Stimme
Ganze Menschheiten betört
Hattest nicht geahnt,
Dass die „Stars and Stripes“
Als erste Flagge den Mond erobern
Und Hollywood,
Sei es vollbeweibt oder testosterongestählt,
Den Rest der Galaxie
Kanntest ihn aber auch nicht,
Den Burschen David Copperfield,
Der es so schrumpfen tut,
Dieses dein Amerika,
Dass es in der kleinsten Mail-Adresse
In dem unscheinbarsten Mobiltelefon
Nunmehr sich verkriechen kann
(2013: Globale Überwachungs- und Spionnageaffäre)
KLASSENFOTO VON DAMALS
Der Lange rechts hinten
Name vergessen
War der Streber, der Anbiederer, der Petzer,
Luisa, die Sommersprossige
Mein erster Schwarm
Aber schlussendlich doch eine Zicke,
Kurt, erste Reihe zweiter von links,
Ein Profi im Briefmarkentausch
Ergatterte immer eine bessere,
In der Hocke, die Lohmann,
Mollig, plump und stellte stets eigene Regeln auf,
Neben ihr Steiner, ’ne Dumpfbacke,
Aber Respekt vor seinem Faustschlag,
Über seine Schulter lugend
Gabriele, das ewige Klatschmaul,
Rechts außen, der Besserwisser, ohne Angaben
Nur Einstein genannt,
Nicht auf dem Bild, Doggy,
Von Beruf Sprücheklopfer und Windmacher ---
So hatte ich schon mit knapp zehn Jahren
Die ganze Menschheit durch
Und voll satt
WAHLFIEBER
Und das Wahlplakat protzte:
Ich bin das Wahlplakat
Ich werbe für soziale Gerechtigkeit
Für eine sichere Zukunft
Und für meinen Kleister
Mein Name ist Umfrage,
Dozierte daraufhin die Umfrage
Ich lebe von Prozenten
Von Sitzverteilungen
Und Ist-Mir-Wurscht-Antworten
Und ich heiße Stimmzettel
Outete sich der Stimmzettel
Ich zähle meine Tage
Warte die erste Hochrechnung ab
Und stürze mich dann bußfertig
In den Reißwolf
DER WAHLKANDIDAT
hatte sich im wahlkampf so
von sich selbst überzeugt dass
er am wahltag sich selbst
nicht mal zu wählen traute
das war das ende
der ich-süchtigkeit
doch allem wahlplakatgrinsen aller
überzeugungskraft zum trotz wählte
man ihn trotzdem und heute ist er sein
eigener kontrahent vom gängigen
schlagabtausch bis hin zum
heimtückischsten misstrauensvotum
das ist der anfang
der demokratie
HOCHSTAPELEI
ALLES
Wenn nicht sogar das meiste
Schätze überaus viel
Mehr als manches
Aber immerhin
Demnach durchschnittlich genug
Höchstens weniger
So dies und das
Phasenweise knapp
Also wie ich schon sagte
Konkret eher
NICHTS
MEINE ALTEN SCHÜLER
Ich sehe sie noch gerne vor mir
In ihren Schulbänken
Stühleschaukelnd
Kaugummikauend
Interesse vorheuchelnd
Aus den Ruhigen, den Kleinkrämern
Wurden Archivare oder Buchhalter
Aus den Gesprächigen, den Übereiferern
Eher Advokaten oder Minister
Doch die Schlitzohren,
Die Jederzeit-Bespickzettelten
Machen heute die meiste Knete
KLEINES LAND
Besteht nur
Aus Telefon-Vorwahl
Viel Ausland rundherum
Und vom Hören-Sagen
Braucht keinen Beipackzettel
Hat nicht einmal eigenes Wetter
Und wird großzügig
Von der Erde
Zum Nulltarif mitgedreht
SCHMIERENTHEATER
Man kennt sich
Man sieht sich
Man schätzt sich
Man hasst sich
Man braucht sich
Ich dich er mich du ihn
Ja man kennt sich halt
Und die Welt
Sie dreht
Sie quietscht nicht mehr
Sie dreht wie neu geschmiert
ES GIBT MILLIONEN VON HÜTEN
Melone Sombrero Chapeau-Claque
Florentiner Borsalino Panama
Zylinder Stetson oder aus Stroh
Es kann ein alter sein
Er kann dir mal hochgehen
Du kannst dir was dran stecken
Und auch eins drauf kriegen
Doch der beste unter allen
Ist und bleibt der
Den so mancher genommen hat
ALSO WARUM ? FRAGTE ZARATHUSTRA
Ich suche
SELBSTVERWIRKLICHUNG
Sagte die Handschelle
Aber die Ganoven
Machten Urlaub
Ich suche
SELBSTVERWIRKLICHUNG
Sagte der Rasenmäher
Doch nach zwei Wochen
War das Gras wieder hoch
Ich suche
SELBSTVERWIRKLICHUNG
Sagte das Schwein
Und morgen steht Schnitzel
Auf der Tageskarte