NATUR
&
WELT
IN
KREIDE AUF AZUR ...
.... eskortierten sie den tag, über weite ozeane,
großstadt-silhouetten bis in das verwinkelste dorf
mit ihren letzten büscheln, vom streunen
zerzaust und zerrupft, strickt der abend
seine gardine vor die nacht, lässt eine
masche fallen, als schlupfloch für den mond
NOCTURNE
Dämmerung
löscht die Farben aus,
des Tages Melodie
von Stille übertönt –
stumm grauschwarz
duckt sich das Dorf
in seine Gassen
Dunkelheit
dreht ihre erste Runde,
verriegelt die Welt -
ein Steinkauz
eine Parklaterne
halten sie auf Stand-by
SOMMERWIESEN-POUSSADE
Rote und gelbe und blaue Sprenkel
Getupft oder getröpfelt
Inmitten des weiten Grüns
Doch beim ersten Lufthauch
Winden sie sich
Recken sie sich
Wie aufreizende Samba-Tänzerinnen
Im Rausche entflammt
Und schon kreist ein Feuerfalter
Seine Runden, seine Kreise
Segelt hernieder
Zu einem flüchtigen Flirt
Einem Kiss-and-fly
SO NÄCHTLICH
(Tanka)
Die letzten Wolken,
Sie geleiten den Abend
In den Bau der Nacht
Dem ersten Morgennebel
Entquillt er als neuer Tag
RE.GEN.TROP.FEN
k.ulle.rn am fe.nste.r
jed.er se.inen e.igen.en we.g
fi.nden zus.amm.en
we.rd.en
dick.er
ku.ller.n
s.chn.ell.er
fa.llen
ab
r.eg.ent.ro.pfen
drü.cken si.ch an die sch.eib.e
perl.engl.itze.rnd
sch.aue.n zu mir her.ei.n
und tu.scheln
stol.zgesch.wellt:
da schreibt wer über uns ...
(schnee-impressionen)
1.
weiß erstreckt sich knirschend über flur und land /
so behäbig so breit / blinzelt nur ab und zu /
von sich selbst geblendet
2.
weiß auch der kleinste strauch /
flocke setzt sich auf flocke / ertastet die balance /
als seiltänzer über den grazilen zweig
3.
weiß allerorts / bewacht winter und ruhe /
auf großstadt-dächern / auf den hütten der dörfler /
rundet alles irdische ab
ECHO
(Haiku)
So beruhigend
Berge, Schluchten und Natur
Alles ist noch da
STURM-EPILOG
noch außer atem
torkelt
die natur,
von ihrer mutprobe
ernüchtert -
besieht sich
die abgeknickten zweige
den sperling
die magnolie
so verschüchtert –
raunt
ganz profan:
sorry, war bekloppt,
’s tut mir echt leid ...
WENN ES ABENDDÄMMERT ...
Die Wilde-Weinberg-Tulipa
Vom Tage erschöpft
Schon längst
Ihren Kelch
Geschlossen Verriegelt
Der letzte Käfer
Vom Tage geschafft
Auf Heimweg
In sein Grasbüschel
Sein Obdach Seinen Schlupf
Sonne,
Kannst getrost und ruhigen Gewissens
Den Kosmos Die Infinitas
Der Nacht überlassen
DAS SPINNENNETZ
Über Rittersporn Mariendisteln
Schwebte ein Gedanke
Gedankenversunken,
Verhakte sich zwischen Schlehdorn
In eben diesem Kunstwerk
Der filigransten Architektur
Aranea Diadema
Empfing ihn mit Silber und Seide
Den unverhofften Gast
Und tautropfen-beperlt fühlte sich dieser
Regenbogenfarben umwoben
Wiegte sich mit in jedem Lufthauch
Erlebte gleich das Balzen eines Amants -
Das leise Anzupfen als Liebesritual
Oh Aranea Diadema,
Raunte der Gedanke
Ihr noch schnellstens zu,
Mit deiner Seide deinen Perlen
Deinem Glitzern und eingefädeltem Kokettieren
Verspinne ich mich demnächst
In umsponnene Poesie ...
NACH WESTEN HIN
zwischen masten der segelschiffe / über
rötlichem gebirgsschnee / in des meeres müden
letzten meereswogen / auf unendlich weiten
puszta-steppen / hinter kanarischen palmen oder
nur durch diese scheunenluke, der dürftigen
belanglosen entlegenen ---
abend für abend erkürt sich die sonne
den malerischsten ort
zu ihrem abgesang,
abend für abend ein opus magnus
UNKRAUT
So nennt man dich
Entwürdigend
Verpönend
Nur weil du dich mal trautest
Und inmitten Hyazinthen
Forsythia Rhododendron
Da stehst
Wüchsest du aber
Auf Asphalt und Beton
Käme manch Maler mit Staffelei
Ja der Regen regnete sogar
Nur für dich
DER BAUMSTUMPF TRÄGT SCHWARZ
Warum?
Bäumt sich das Ahorn-Holz
Beim ersten Beilschlag
Das Holz
Das gestern noch stolz
Kräftige Äste trug
Mit pubertierendem Gezweig
Warum nur?
WARUM?
Doch das Meutern erstickt
In des Henkers Kettenzähnen
Und die Jahre der Jahresringe
Wirbeln in Spänen
Umher
LASS MIR MEINEN SCHREBERGARTEN
Ich brauche keine hohe Felsenwand, bedarf des
tiefsten Canyons nicht, auch wenn der Blick sich
labt, das Echo noch so majestätisch weitum widerhallt.
Lass mir nur meinen Schrebergarten, fernab allen
Stadtgetöses, wo Mondänität sich arg in Hektik bündelt,
schnöder Mammon jedermann als Geisel nimmt.
Laube, Beet und eigne Scholle kann hier Leben neu
erwecken - Uhren ticken nach Gemächlichkeit, sogar das
Licht ist anders als sonst wo, ich glaube mehr per Du.
Bis Sonnenuntergang lass hier mich Klee, Akazien, Flieder
wachsen hören, über Wolkenformen lachen, im vertrauten
Zwiegespräch mit Kohlmeise, Libelle und mir selbst.
So brauch ich keinen Mammon und bedarf des weiten
Echos nicht - lass mir nur meinen Schrebergarten, Insel,
Klause, kärgliches Stück Universum, doch für mich allein.
MAN MÜSSTE MAL WIEDER
Steine in den See werfen
- ob sie noch immer Kreise ziehen?
Laut in die Berge rufen
- ob das Echo noch immer antwortet?
Einfach nach oben schauen
- ob die Wolken noch so flockig dahinschweben?
Man müsste mal wieder
Ja, man müsste mal ...
SCHLAFTRUNKEN, DIE WELT
Aus der Trauerweide hallt sie noch nach
Die Stille der Nacht
Der Morgen zögert
Traut sich nicht
Aus dem welken Laub von gestern
Zu jung
Zu unerfahren
Mit Grandezza stehen sie Wache
Auroras letzte Nebelschleier
Und keck in die Sonne
Blinzeln ihre Tautropfen
Auf Blättern Blüten und Grashalmen
Erste Schritte
Irgendwo
Der Tag ist wach