HUMOR / 2013

 

ALLES VOLLBRACHT

  

Anfangs brachte sie mich noch

Um den Verstand

 

Nach und nach aber

Um mein Geld -

 

Ich sie gestern

Um die Ecke

 

(Dezember 2013)

 

AUCH MÄNNER LEIDEN

 

Männer hört man niemals klagen

Männer leiden rücksichtsvoll

Männer können Schmerz ertragen

Männer leiden einfach toll

 

Männer leiden ganz gediegen

Männer leiden innerlich

Männer leiden ganz verschwiegen

Männer leiden stumm für sich

 

Jede Frau ist zu beneiden

Dass sie einen haben kann

Mag er auch mit Qualen leiden -

Doch er leidet wie ein Mann!

(Dezember 2013)

 

ALLE LEITUNGEN SIND IM MOMENT BELEGT

  

Anno dazumal

Ging man ins Konzert

Ehrfurchtsvoll und in Schale

Vivaldi - Vier Jahreszeiten op. 8

Beethoven - Eroica op. 55

Tschaikowsky – Klavierkonzert Nr. 1 op. 23

 

Heutigentags

Greift man zum Handy

Wählt sich blindlings wahlweise blind rundum

Durch Behörden Firmen und solcherlei

Herr Müller, bitte? Herr Schulze, bitte?

Hoffend, dass irgendein Müller irgendein Schulze

Leider gerade genau jetzt Gott sei Dank

Mit einem Telefonat auf seiner Leitung sitzt

 

"Bitte haben Sie etwas Geduld ......"

Hat man.

Warteschleife Hochkultur!

 

Vivaldi - Vier Jahreszeiten op. 8

Beethoven - Eroica op. 55

Tschaikowsky – Klavierkonzert Nr. 1 op. 23

 

Kein hüsteltendes Räuspern von links

Kein falsches Mitgesumme von rechts

Kein Aufstehen, kein Knie-Quetschen

Wegen des obligaten Zu-spät-Kommers

Bis dann dieser Müller, dieser Schulze

Sich trotzdem noch meldet

Ja bitte, Müller hier, ja bitte, Schulze hier ...

Dieser Kulturbarbar !

Dieser hinterwäldnerischer!

DIESER ZUM TEUFEL NOCH MAL !!

 

So bricht man ab

Erbost indigniert –

Beim nächsten Konzert

Schalte ich mein Handy

Kurzerhand

Aus

(November 2013)

 

HUNDEHÄUFCHEN

 

Mit Kunst geformt mit Kunst gedreht

Das stärkt des Künstlers Wohlbehagen

Auch wenn es um die Zukunft geht

Sie en détail vorherzusagen,

Denn keine Kartenlegerin,

Kein Nostradamus dieser Erde

Weiß so genau wie er, wohin

Ich nächsten Schrittes treten werde

(November 2013)

 

KONTAKTANZEIGE

  

Muskelkater

Gut durchtrainiert

Erst von heute

Kein Weichei

Vielseitige Interessen

Komme spontan

Sucht schnurrige Naschkatze

Zum Schnurren

Zum Naschen

Und zum sonstigen Muskeln

 

 

(November 2013)

 

DAHER DIE SCHLANGE

 

Die Damentoilette

Wäre keine Damentoilette

Wenn sie die Schlange

Die lange

Vor der Toilette nicht hätte

 

Helga geht mit Amélie

(muss eventuell)

Fräulein Koerber geht mit Fräulein Schulte

(war schon, aber wow, dieser Typ am Nebentisch ...)

Dörte geht mit Luisa

 (vor allem zum Mein-Parfüm-Dein-Parfüm)

Frau Schmidt geht mit Frau Mayerhofer

(hat Brandneues für entre-nous)

Ilse geht mit Margarete

(muss zwar nicht, aber man gackelt doch so gerne)

 

Und daher wird die Schlange

So ’ne lange

 

(November 2013)

 

ZIGARETTENSTUMMEL-MEMOIREN

 

Man rauchte mich vorher

Man rauchte mich danach

Man rauchte mich auf dem Balkon

Man rauchte mich in väterlichen Geburtswehen

Man rauchte mich beim Hofgang

Man rauchte mich heimlich als Premiere

Man rauchte mich nach geglückter Millionen-Frage

Man rauchte mich passiv - aber immerhin

Man rauchte mich aus Langeweile

Man rauchte mich beim 0:3

Man rauchte mich ohne Anlass

Man rauchte mich im Séparée zwischendurch

Man rauchte mich duty-free

Man rauchte mich als letzte

Man rauchte mich als allerletzte

Man rauchte mich als nun definitiv Schluss

Man rauchte mich aber trotzdem noch immer

Man rauchte mich handgedreht

Man rauchte mich trotz EU-Tabakrichtlinien

Man rauchte mich im Lampenfieber

Man rauchte mich bei Alles auf Schwarz

Man rauchte mich mit Morgenhusten

Man rauchte mich zwischen LipGloss

Man rauchte mich im 20-Kilometer-Stau

Man rauchte mich während einer Notlüge

Man rauchte mich in einer Knutsch-Lufthol-Pause

Man rauchte mich am WeltNichtRaucherTag

 

Wir haben fertig

Aschenbecher voll

(Oktober 2013)

 

LAUDATIO AUF DIE KÖRBCHENGRÖßE

 

Dosis, Quantum, Skala, Breite

Dimension, Format und Weite -

Zu ihrer Verfügung steht

Das gesamte Alphabet

Denn die Größen, sie verwalten

Was die Körbchen sinnlich halten.

Der Ästhetik wohl geformt

Nach EU-Dekret genormt

Frauenquote – konsequent

Satte stolz 100%!

Wuchtiges benimmt sich leiser

Mit dezentem Minimizer,

Machen beide aber schlapp

Hisst und hievt man per Push-Up

Denn trotz aller guten Sitten

Überwiegen die Renditen.

 

Von Natur ist maskulin

Ja doch feminin affin

Geht bewundernd rundherum

Um dieses Panoptikum.

Balsam für den Männertick!

Opium für den Kennerblick!

Wird gebraucht um schöne Stunden

Höchst romantisch abzurunden

Kann Geschäfte arrangieren

Ohne langes Debattieren

Managen manipulieren

Politik und Welt regieren

Oder im Privat-Amtieren

Tastgefühl perfektionieren ---

 

Ja, die echte Körbchengröße

Gibt sich nun mal keine Blöße ...

 

(Oktober 2013)

 

ICH WAR NOCH NIEMALS NIRGENDWO

  

Ich war in Alaska,

da bekam jemand auf dem Eiffelturm Höhenangst

Ich trampte ein paar Tage auf Sylt,

da wartete eine Schwedin vergebens auf ihre

Ich saß an der Rialto Brücke,

da war auf den Bermuda-Inseln ein Akku leer

Ich pokerte in Las Vegas,

da brannte in Wien ein Schnitzel an

Ich schlief bei Miss Venezuela,

da bekam Willi in Cuxhaven einen Strafzettel

Ich tauchte auf Jamaika,

da rutschte der Euro unter 1,3487 Dollar

Ich flirtete am Bosporus,

da gab’s an der Mailänder Scala keinen Platz mehr

Ich photographierte die Niagara-Fälle,

da erwachte Vladimir in Zagreb mit einem Brummschädel

Ich spazierte auf den Champs-Elysées,

da erlebte in Sydney ein Koitus seinen Interruptus

 

Ich war schon fast überall,

Doch im Grunde noch nirgendwo,

Dass nichts irgendwo geschah -

 

 

 Also bleibe ich demnächst zu Haus,

Und die Welt ist aus dem Gröbsten raus!

(Oktober 2013)

 

JÜNGSTES GERICHT: FLOHMARKT

 

Hier Thomas Gottschalks letzte Wette

Dort Harry Potters Zauberhut

Dann noch Lance Armstrongs Fahrradkette

Berliner Luft und Wiener Blut

Des Pudels Kern von Faust und Goethe

Der Fächer von Karl Lagerfeld

Auch Wolfgang Mozarts Zauberflöte

Und Casanovas Kindergeld

 

Ein Autogramm von Eisenhower

Sechs Lottokugeln, Tarzans Schrei

Ein Fußballschuh von Beckenbauer

Murphys Gesetz, Columbus-Ei

Der Fressnapf von Queens Gordon Setter

Der Marilyn Monroes Lippenstift

Die Adam-Eva-Feigenblätter

Und ein Big-Brother-Gegengift

 

Ein Jaguar von Jerry Cotton

Der Sophia Loren Parfüm

Methusalem mit seinen Motten

Das Cindy aus Marzahn-Kostüm

Achilles-Ferse, Mackies Messer

Ein Elvis Presley-Mikrophon

John Waynes zwei letzte Whisky-Fässer

Und Haufen Promi-Silikon ---

 

Doch kaufen kann niemand, denn sag, welche Erben

Lassen dir Kleingeld und Konto beim Sterben? 

(Oktober 2013)

 

JÜNGSTES GERICHT: TREFFPUNKT

 

Ronaldinho, Tom und Jerry

Jack the Ripper, Cicero

Edgar Wallace, Halle Berry

Günther Jauch, Pinocchio

Shakespeare, Arnold Schwarzenegger

Heidi Klum, Cleopatra

Aristoteles, Mick Jagger

Gina Lollobrigida

 

Michael Douglas, Pavarotti

Nicole Kidman, Wilhelm Tell

Klitschko, Eros Ramazotti

Winnetou, Coco Chanel

Pippi Langstrumpf, Dalai Lama

Ötzi, Michelangelo

Rimsky-Korsakow, Obama

Kate und Dr. Schiwago

 

Harry Potter und Grace Kelly

Johnny Depp und Rasputin

Dieter Bohlen, Botticelli

Nostradamus, Gagarin

Mona-Lisa, Oswald Kolle

Otto, Madame Pompadour

Berlusconi und Frau Holle

Alice Schwarzer und Ben-Hur

 

In dem ganzen Geschubse, dem ganzen Gerenne

Bin ich wohl der einzige, den ich nicht kenne

 

(September 2013)

 

KONKURRENZGEPFEIFE

  

Meine Frau pfeift

Ich komme bei Fuß

 

Pfeife ich

Macht’s mein Hund

 

Pfeift mein Hund

Kommen wir beide

 

Einer pfeift immer

Doch Mister Larry

Hat die höchste Quote

(September 2013)

 

THEMA NUMMER EINS

 

Ein Herrenwitz

Erzählte einem Herrenwitz

Einen Herrenwitz

Und beide schenkelklopften

Beide klopfschenkelten

Sich zu Tode

 

So emanzipierte sich der Damenwitz

Hielt Ausschau nach einem Thema

Einem damenhafteren

Einem gesitteteren

Suchte

Suchte

Fand aber keins

Also blieb’s doch

Beim Thema Nummer eins

 

 

(September 2013)

 

DER LETZTE ZECHER

  

Wenn der letzte Zecher seine Zeche bezahlt

Dann hat der Wirt

Zum letzten Mal gegähnt

 

Wenn der letzte Zecher

Den Straßenlaternen begegnet,

Wird abgezählt –

Bei 17, Haus links

 

Wenn der letzte Zecher mit dem Mond streitet

Dann schweigt alle Philosophie

 

Wenn der letzte Zecher

Zu seiner Traditionshecke kommt

Ist auch dieser Halt

Nicht unmotiviert

 

Wenn der letzte Zecher

Dem ersten Müllmann Gute Nacht sagt

Dann ist es

Heute

 

(September 2013)

 

ALTWEIBERSOMMER

 

Ich sehe sie im Stadtpark

Tauben füttern

Ich sehe sie am Kiosk

Im Hoch-Adel schmökern

Ich sehe sie auf dem Marktplatz

Tomaten abtasten

 

Komm, Schatz,

Hüpfe in deine Stilettos

Und schau draußen vorbei -

Es ist ja auch Sommer für dich

(September 2013)

 

PRIVATSPHÄRE

 

Beginnt irgendwo

Zwischen Steuerhinterziehung

Jugendsünde und Deodorant

 

Zelebriert sich in Menschenrechten

Polit-Talk-Runden und andern Gelübden

 

Endet nächsten Sonntag

Punkt 20.15 Uhr

Mit den zwei „Tatort“-Augen

Bei Hauslatschen, Affennüssen und Bier

 

 

(September 2013)

 

DAS ERSTE GRAUE HAAR

 

Auf einem schwarzen Kopfe war

Einmal ein erstes graues Haar.

Es ließ den Blick rundum sich schweifen

Und konnte es fast nicht begreifen:

„Gott, alles kommt in schwarz, doch schau:“

„Nur ich allein, nur ich bin grau“,

Stand kurz zu Berge noch und schon

Verfiel es in die Depression.

 

Nun kam es, dass der Kopf sich traute

Und einmal in den Spiegel schaute.

Das Haar, dabei auf Schritt und Tritt,

Das schaute notgedrungen mit.

Doch als es sich nach vorne reckte

Na hallo, was es da entdeckte!

Es glaubte seinen Augen nicht:

Und doch! Da lachte im Gesicht

Die erste Runzel - nicht extrem,

Doch immerhin, na ja, trotzdem ...

 

So kam es, dass das graue Haar

Getröstet und beruhigt war,

Es atmete erleichtert auf

Und dachte: „Menschheit, prost darauf!“

„Bin nicht das Einzige auf Erden“

„Das halt verdammt ist alt zu werden.“

(September 2013)

 

DER SIEBTE TAG

 

Sechs brauchte der Herr

Um die Erde zu erschaffen

 

montags

Himmel, Natur und Bier

 

dienstags

Politiker und andere Stechmücken

 

mittwochs

Tinnitus und die falschen Lottozahlen

 

donnerstags

die weiblichen 90-60-90 und den letzten Parkplatz

 

freitags

Murphy’s Gesetz und das schlechte Gewissen

 

Und am Samstag das perfekte Timing

 

Gerade noch rechtzweitig

Denn als er am siebenten Tag ruhte

War es genau Sonntag

 

(August 2013)

 

NACH ALL DEN WILDEN JAHREN

 

Früher,

Ach du früher!

Wer hat nicht

Auf die scharfe Rothaarige

Mit dem urgeilen Knackarsch

Ein Auge geworfen?

 

Und heute,

Ach ja heute!

Heute monokelt man sich

Durch Feuilletonromane,

Prospektangebote

Und Packungsbeilagen

Zu Risiken und Nebenwirkungen

(August 2013)

 

POSITIVE LIFE !

 

Hast du dich

Zwischen zwei Stühle gesetzt

Genieße ihn

Den Vorteil des Nachteils

Ist doch da oben

Die Luft viel dünner

Und wirst du hier unten

Bei Regen

Später nass 

(August 2013)

 

NUR 10.000

  

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir

Sagte einstens Gott zu mir

Gehe hin und pass auf wohin du gehst

Denn ich habe dir nur

10.000 Schritte gegeben

 

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir

Sprach er weiter dann zu mir

Schaue hin und sieh zu wohin du schaust

Denn ich habe dir nur

10.000 Blicke gegeben

 

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir,

Sagte er schlussendlich mir

Tu was du willst doch gib acht was du tust

Denn ich habe dir nur

10.000 Ausreden gegeben

 

(August 2013)

 

ABSTRAKTE KUNST

  

Nein

Das Bild hängt verkehrt herum

Widersprach sie mir

Lauthals

Überzeugt

UND WENN DU DICH

AUF DEN KOPF STELLST !

 

Da schritt ich hin

Stellte mich auf den Kopf

Und hatte doch recht

(August 2013)


DER STUHL

 

Die Theorie sieht

Das vierbeinige Fußgestell

(statiksbedingt)

Rechtwinklig zu einer quadratischen

Eher leicht trapezförmigen Fläche

(je nach Konvenienz)

Und hinterfrontlich

Eine bis zu 97° geneigte Lehne

(mit dem Zeitgeist poussierend)

In geschwungener Verhöhung

Eben dieser oben genannten Fußbeinen

 

Für den Praktiker

Ist es

Ein Ding zum Sitzen

(August 2013)

 

UND SIE DREHT SICH DOCH !

  

Behauptete er

Dieser Galileo Galilei

Verbohrt

Der Kerkerhaft dem Scheiterhaufen

Gerade entgangen

 

Ja, sie dreht sich doch!

Und sein Flachmann war leer

(August 2013)

 

TORSCHLUSSPANIK

 

Samstags 

War der große Tag

Als wir noch Kinder waren

Der Tag der Beichte

 

Freitags 

Aber der größere

Der Tag des Stresses

Der Tag der Hektik

Noch schnellstens

So viel wie möglich

Zu sündigen

  

(August 2013)

 

GRENZENLOSE LIEBE

 

Man liebt sich unter Null

Man liebt sich im Uhrzeigersinn

Man liebt sich bei Aktiensturz

Man liebt sich kurz vor 12

Man liebt sich in Nowosibirsk

Man liebt sich auf dänisch

Man liebt sich im November

Man liebt sich nach der Pythagoras-Formel

Man liebt sich querfeldein

Man liebt sich im Schottenmuster

Man liebt sich bei der Tagesschau

Man liebt sich sogar dienstags

Man liebt sich gegen den Strich

Man liebt sich als La-Ola-Welle

Man liebt sich drei- bis vierstellig

Man liebt sich in hellgrün

Man liebt sich vor der Mona Lisa

Man liebt sich trotz Pollenflug

Man liebt sich Mitte rechts

Man liebt sich ohne W-LAN

Man liebt sich durchs Karibische Meer

Man liebt sich wie die Simpsons

Man liebt sich vakuumverpackt

Man liebt sich bei Richterskala 7,5

 

Sorry,

Nichts zu danken,

Aber man liebt sich eben!

(August 2013)

 

DIE TRAGÖDIE DES BRILLENTRÄGERS

 

Die Brille dient erstens zum Sehen

Und zweitens zum Verlorengehen

Nur irgendwo kurz liegen bleiben

Genügt zu diesem Zeitvertreiben

Man sucht, man sucht

Und flucht und flucht

Das Brillensuchen setzt dich matt

Denn finden kann

Man sie erst dann

Wenn man sie schon gefunden hat

 

(August 2013)

 

DAS BISSCHEN ZU VIEL

  

Es gab der Kassierer

Mir das Restgeld zurück

Und ich dachte an meinen Metzger:

Oder darf’s ein bisschen mehr sein?

 

Es bohrte der Zahnarzt

Mir am blanken Nerv

Und ich dachte an meinen Metzger:

Oder darf’s ein bisschen mehr sein?

 

Es kam die Blondine

Bauchfrei und Super-Minirock

Und es entfuhr mir unbedacht:

Ja, es dürfte ein bisschen mehr sein!

 

Aber da war das bisschen mehr

Des Guten zu viel

(August 2013)

 

RACHE

 

Ich kaufe mir

Auf deinen Namen

Vielleicht morgen schon

Einen Tief

 

Verflucht und verteufelt dich dann

Die halbe Welt

Sitze ich

Bei einem Glas Merlot-Wein

Am geöffneten Fenster

Und höre genüsslich zu 

(August 2013)

 

DER IN DIE OPER MITGESCHLEPPTE

  

Ich bin ein Mitgeschleppter

Ein in die Oper Mitgeschleppter

Parkett Reihe G / Stuhl 22

 

Man musiziert und singt Verdi

Oder Puccini

Oder Richard Wagner

Auf jeden Fall schrill und laut und schon seit 8 Uhr

Tamino, hieße er, der junge Prinz

Und „Dein Bildnis ist bezaubernd schön“

Seine schwitzende Tenor-Arie für Pamina

In E-Dur

Später käme es dann in d-Moll

Und auch viel prallbusiger

Mit der Königin der Nacht

Flüstert man mir zu

„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“

Für zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Fagotte

Hörner, Pauken und Streicher

 

Ich bin ein Mitgeschleppter

Ein in die Oper Mitgeschleppter

Ein in die Oper mitgeschleppter Faszinierter

Heute Abend seit acht

Nach zwei Stunden schaue ich auf die Uhr

Es ist halb neun

 

(August 2013)